7. Februar 2017


Deutsche Wachtelhunde in Litauen – Jagdliche Überzeugungsarbeit

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dw-litauen4-optJagte man bisher in Litauen eher mit vielen Treibern, werden in den letzten Jahren immer häufiger Deutsche Wachtelhunde (DW) zum Stöbern in den für Litauen typischen dichten Wald- und Buschgelände eingesetzt. Entscheidendes Argument für diesen zunehmenden Erfolg der einzigen deutschen Stöberhundrasse ist seine Eigenschaft als solojagender Hund das Wild spurlaut zu verfolgen, also dem Schützen das Wild lange Zeit vorher bereits anzukündigen. Zudem stellen Solojagen und Fährtenlaut sicher, dass gesundes Wild vor dem jagenden Hund mit ausreichendem Abstand flüchten und es nicht zur unerwünschten Hetzte oder gar zum Greifen des Wildes durch den Hund kommt. Vielmehr kann der Schütze in Aktion treten und das Wild tierschutzgerecht erlegen.

Um die jagdliche Öffentlichkeit von diesen Vorzügen der Leistungsfähigkeit der Deutschen Wachtelhunde zu überzeugen, wurde am Ende der letzten Jagdsaison eine Jagd ausschließlich mit DWs als Demonstration durchgeführt.  Diese Jagd fand sehr große Aufmerksamkeit in Jägerkreisen und wurde durch das litauische Fernsehen begleitet.

Es war der bisherige Höhepunkt einer schon einige Jahre andauernden Überzeugungsarbeit zum Wert des DW als vielseitigem Gebrauchshund. Stellvertretend seien hier Vytautas Tamošiunas, Rimvydas Čereška, Nerijus Šedbaras und Daniele Lufino genannt, überzeugte und engagierte Wachtelhundausbilder und –führer, die dies federführend vorantrieben. So wurden Vorträge über Wachtelhunde organisiert, zu denen  interessierte Jäger aus Litauen, aber auch aus den anderen baltischen Staaten, eingeladen waren. Der in wenigen Jahren von nur drei DW auf inzwischen vierzig DW angewachsene litauische Bestand belegt den Erfolg dieses Engagements. Auch beim estnischen Kennel-Club wurde im letzten Jahr der erste DW eingetragen. Die Nachfragen von Jägern nach dieser Stöberhundrasse nehmen in den baltischen Staaten kontinuierlich zu.

Der 21. Januar 2017 war ein besonderer Tag für die engagierten Wachtelhundführer in Litauen. Bei einer umfangreich angelegten Jagd, die in zwei Treiben stattfand, wurden ausschließlich DW zum Stöbern eingesetzt und – ein ganz besonderer Erfolg der Öffentlichkeitsarbeit der DW-Gruppe – das litauische Fernsehen filmte alles vor Ort.

dw-litauen7-opt dw-litauen-opt dw-litauen6-optDie Jagd fand nördlich von Kaunas in Kėdainiai statt, einem Gebiet des Jagdclubs Lėdas. Es standen zwei für Litauen typische, stark verbuschte und fast unzugängliche Waldgebiete zur Verfügung. Insgesamt war das Gebiet ca. 8km lang, was für litauische Verhältnisse als sehr umfangreiches Stöbergebiet gilt. Es wurden zwei Treiben von jeweils ca. 2,5 Stunden durchgeführt, eines von 10.00-12.30 Uhr und ein weiteres von 13.30 – 16.00 Uhr. Es ist in Litauen üblich das genaue Ende der Jagd mit dem Erreichen der Durchgeher durch das abgestellte Gebiet über ein Hornsignal bekannt zu geben. Freigegeben waren Sauen, Elche und Füchse – kein Rotwild und kein Rehwild, da zu diesem Zeitpunkt in Litauen die Jagd auf dieses Wild beendet war.

Gejagt wurde nicht – wie in Litauen normalerweise üblich – mit vielen Treibern, sondern nur mit 10 Hundeführern, die mit ihren Hunden wie bei einer Streife langsam durch das Gebiet gingen. Alle  Hunde waren mit GPS ausgerüstet, um das Wiederauffinden der Hunde abzusichern. Beim Losgehen der Hundeführer wurden alle Hunde zum Stöbern geschickt. Auf das Wild, welches so aufgestöbert und anschließend gejagt wurde, warteten 25 Schützen, die am Rand des Treibens in langen Linien weit voneinander entfernt abgestellt waren. Bisher ist es in Litauen noch nicht üblich von Drückjagdständen aus zu schießen, vielmehr stehen die Schützen auf dem Boden.

Am Ende der Jagd lagen auf der Strecke vier Sauen und ein Elchkalb. Das ist zwar auf den ersten Blick nur eine überschaubare Strecke, sie hing jedoch sehr stark damit zusammen, dass die Schützen aus Sicherheitsgründen sehr weit voneinander entfernt abgestellt waren. Zudem wurde auch recht viel Reh- und Rotwild auf die Läufe gebracht wurde, das jedoch wegen der Schonzeit nicht geschossen werden durfte. Aber die Strecke stand bei dieser Jagd ohnehin ein wenig im Hintergrund. Wichtig war die jagdliche Überzeugungsarbeit, welche die Hunde durch die Stöberarbeit und das Ankündigen des Wildes bei den Schützen durch spurlautes Jagen leisten konnten, was auch in hervorragender Weise gelang.

dw-litauen5-opt dw-litauen3-opt Nach der Jagd fand ein Treffen aller Beteiligten, also Hundeführer und Schützen, statt und ein Resümee dieser Jagd gezogen. Alle Schützen waren überaus beeindruckt von der Arbeit der Hunde. Man war sich einig, dass diese Form der Jagd eine große Zukunft in Litauen haben wird.

Die litauische DW-Hundegruppe hofft, dass ihre Öffentlichkeitsarbeit weiterhin auf genauso positive Resonanz stößt. Sie wollen auf diese Weise eine litauische Tradition in der Arbeit mit Wachtelhunden aufbauen, die auch auf alle anderen baltischen Staaten übertragen werden soll. Dabei hoffen sie auch weiterhin auf Unterstützung aus dem Mutterland des DW, sei es mit gut veranlagten Welpen oder beim Aufbau eigener Zuchtambitionen.

Daniele Lufino (VDW-Mitglied aus Litauen)

Übersetzt und modifiziert von Dr. Helga Adolph