28. Februar 2021


LG Sachsen Anhalt: Nachruf Dr.Günther Schmidt

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Nachruf

Dr. Günther Schmidt 21.10.1923 – 26.01.2021 

DrSchmidt

Im hohen Alter von 97 Jahren ist der Ehrenvorsitzende unserer Landesgruppe verstorben.

In Genthin, im ehemaligen DDR-Bezirk Magdeburg, kam Günther Schmidt Ende der 1950-er Jahre zur Jagd und alsbald zog mit Sonja vom Pfaffenhofen 39/1960 auch der erste Deutsche Wachtelhund bei Familie Schmidt ein, es sollten noch viele folgen. Obgleich auch zuchttaugliche Hündinnen dabei waren und eine bewusst gesteuerte Zuchtstrategie seine Leidenschaft war, hat er selber nie gezüchtet. Unabhängig davon war er aber ganz maßgeblich am Wiederaufbau der DW-Rassezucht im DDR-Jagdhundewesen beteiligt. Als Mediziner (Zahnarzt) bewertete er viele Dinge mit einer sehr rationalen Sachlichkeit. Das befähigte ihn, nicht nur Hunde und ganze Zuchtlinien anhand weniger Prüfungs- oder Jagdeindrücken sehr treffend zu beurteilen. Auch seine Menschenkenntnis war frappierend, Urteile „. . . der taugt was, darauf kann man sich verlassen . . .“ oder „. . . mit den Leuten werdet ihr noch andauernd Ärger haben . . .“ , haben sich im Rückblick ganz überwiegend bewahrheitet.

Im Kreise der damals eng verschworenen DDR-Wachtelmannschaft war Günther schnell integriert und als Diskussionspartner gefragt, einerseits der Wissenschaft aufgeschlossen, andererseits pragmatisch veranlagt. Seit 1973 war er als DW-Richter auf unzähligen Prüfungen zwischen Rügen und dem Erzgebirge unterwegs, gemeinsam mit Zeitgenossen wie A. Hinz, A. Leukefeld, A. Gössel, C. Scheer, Dr. D. Taschenberger, H. Lehninger, H. Rothgänger, W. Morgenstern oder W. Rührmund wohl häufig geradezu legendäre Veranstaltungen, von denen sein Engagement bestimmt war. In den 1990-er Jahren kamen dann noch viele Prüfungen in Ost und West dazu.

Als Magdeburger Bezirkszuchtwart und Mitglied bzw. stellvertretender Vorsitzende der Zuchtleitung für Deutsche Wachtelhunde, hat er zusammen mit seiner –der Wachtelei ebenfalls treu ergebenen- Gattin Margot unseren Hunden unzählbare Stunden gewidmet. Die Schmidt`s verband eine innige, durch Wachtel-Fachdiskussionen immer mal wieder strapazierte, Freundschaft mit den Schlemm`s. Höhepunkt dieses familiären Zusammenwirkens war das gemeinsam verfasste Buch „Der Deutsche Wachtelhund“, 1990 in Erstauflage erschienen, auch heute noch Lektüre, deren Erkenntnisse, der einen oder anderen VDW-Diskussion gut tun würde.

Mit der politischen Wende war Günther Schmidt einer der Aktivposten bei der Zusammenführung von „West-VDW“ und „DDR-Wachtelliga“, schnell und unkompliziert wurden gemeinsame Interessen in den Vordergrund gestellt, Trennendes bei Seite geschoben. Im kurzlebigen VDW-DDR e. V. von Mai bis November 1990 fungierte Günther Schmidt als stellvertretender Vereinsobmann. Manche Diskussion z. B. um HD-Bewertung, 9-er Prüfungsnotensystem, NZB oder Vereinspositionen zu aktuellen jagdpolitischen/jagdpraktischen Problemen hat er in diesen Zeiten des Zusammenwachsens gleichermaßen unvoreingenommen und kompetent in die eine gute Richtung gedrängt. Insbesondere mit Siegfried Sassenhagen, Dr. Klaus Bethe und Heinrich Hecker war auch über den DW hinaus schnell eine freundschaftliche Basis gefunden.

In dem neu entstandenen Bundesland Sachsen-Anhalt wurde gemeinsam mit Jürgen Schipnewski, Hans-Joachim Makowski, Martin Hartig, Bernhard Mende und Albrecht Hellwig eine neue VDW-Landesgruppe installiert. Bis September 1998 war Dr. Günther Schmidt der Landesgruppen-Obmann, die ersten Jahre auch gleichfalls noch Landesgruppen-Zuchtwart. Noch bis in die hohen 70-er Lebensjahre hat er regelmäßig sein Richteramt ausgeübt. Erst mit über 80 hat er sich aus dem aktiven Vereinsleben zurückgezogen, verfolgte aber immer noch geistig rege das Geschehen und kommentierte pointiert seine oft richtig vorher gesehenen Entwicklungen.

Dr. Günther Schmidt wurde für sein jahrzehntelanges Wirken und seine unzweifelhaften Verdienste um den Wachtelhund und den VDW mit dem Ehrenbruch in Gold und auf der HV 1998 in Kirchheim/Hessen mit der VDW-Ehrenmitgliedschaft geehrt.

Lieber Günther, Dir ein letztes, ehrenvolles „Halali“ und vielen Dank für gemeinsame Zeiten.

Andreas Drube,                    Michael Franzmann

Obmann Lgr. 13                Vereinsvorsitzender